Am späten Nachmittag des 7. November 1225 wurde bei einem Hohlweg des Gevelsberg bei Hagen der Erzbischof von Köln Engelbert I. mit über 50 Hieben und Stichen brutal erschlagen. Der Erzbischof von Köln war nicht irgendwer. Engelbert war von Kaiser Friedrich Barbarossa während seiner langen Abwesenheit in Sizilien zum Reichsregent und zum Vormund des Königssohns eingesetzt und war somit neben dem Kaiser die höchste Autorität im Heiligen Römischen Reich.


Der Mörder des Erzbischofs war dessen eigener Neffe Graf Friedrich II. von Isenberg. Friedrich gelang zunächst die Flucht, wurde aber später erkannt, erfasst und dem nachfolgenden Erzbischof Heinrich I. von Müllenark ausgeliefert. Am 14. November 1226 wurde er vor dem Severinstor in Köln hingerichtet. Ihm wurden Arme und Beine zerschlagen, er wurde auf das Rad geflochten und auf einer Steinsäule zur Schau gestellt. Er starb am folgenden Tag und wurde den Vögeln zum Fraß überlassen.


Ungeheuer war die Aufregung im Reich über den Mord. Die blutbefleckten Kleider des Erzbischofs waren nach Nürnberg, wo das Hofgericht das Urteil über Graf Friedrich zu sprechen hatte, gebracht worden. Dort kam es zu kam zu schweren Tumulten, bei dem viele ums Leben kamen. Die Besitztümer Graf Friedrichs wurden eingezogen, seine Burgen geschleift. Seine fünf Brüder, zwei davon Bischöfe von Münster und Osnabrück, wurden zusammen mit allen Helfern, Helfershelfern und Mitwissern exkommuniziert. [1]

Annette von Droste-Hülshoff gibt in ihrer Ballade „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Cöln“, die sie selbst als eine der besten ihrer Arbeiten ansah, eine dramatische Schilderung, von jenem Ereignis, das einst die Welt aufwühlte. Die Ballade schließt mit den Worten:


Zu Cöln am Rheine kniet ein Weib

Am Rabensteine unter’m Rade,

Und über’m Rade liegt ein Leib,

An dem sich weiden Kräh’und Made;

Zerbrochen ist sein Wappenschild,

Mit Trümmern seine Burg gefüllt,

Die Seele steht bei Gottes Gnade.

Literatur

[1] Matscha, Michael: Heinrich I. von Müllenark: Erzbischof von Köln; (1225-1238), Köln Univ., Diss, 1990

Walter von der Vogelweide schätzte den Ermordeten hoch und war von seinem Tod schwer betroffen:


Wessen Leben ich lobe, dessen Tod will ich immer beklagen!

Weh ihm, der den ehrwürdigen Fürsten von Köln hat erschlagen!

Wehe, dass ihn die Erde tragen will!

Ich kann keine seinem Verbrechen entsprechende Marter finden:

Für ihn wäre ein Eichenstrang um seinen Hals zu mild;

Ich will ihn auch nicht brennen, noch vierteilen, noch schinden,

nicht mit dem Rad zerbrechen, noch ihn darauf binden.

Ich warte, ob die Hölle ihn nicht lebend verschlingen will.

Sehr bald schon nach Engelberts Tod wurden von verschiedenen Seiten große Anstrengungen unternommen, den Ermordeten zum Märtyrer und zum Heiligen zu erklären. Das ging allerdings nicht reibungslos, als es offensichtlich schwer war, ihm ein auch nur entfernt heiligmäßiges Leben nachzuweisen. Tatsächlich war er wohl zeitlebens ein Machtmensch, der rücksichtslos und erfolgreich seine Interessen mehr mit dem Schwert als dem Krummstab verfochten hatte. Die Befürwortern kamen erst 400 Jahre später zu einem Teilerfolg: Engelbert I. durfte ab 1618 wenigstens im Erzbistum Köln als lokaler Heiliger verehrt werden. Ein offiziell anerkannter Heiliger wurde er nie. Das Bild zeigt die  Reliquienbüste Engelberts I..


Ein Mord an einem Erzbischof war auch im Mittelalter etwas Sensationelles, erst recht, wenn das Opfer der mächtige Erzbischof von Köln und dessen Mörder sein eigener Neffe war. Für mich selbst liegt die Sensation darin, dass der Erzbischofmörder einer meiner Vorfahren ist.

Meine Ahnenlinie zum Erzbischofmörder
Mord am Erzbischof